Die Ursprünge der Schlüsselfidel liegen in der Drehleier. Das Prinzip der Verkürzung der Saiten zur Erzeugung höherer Töne mit Hilfe von Tangenten wurde von ihr übernommen. Die älteste nachgewiesene Form ist das von zwei Leuten gespielte Organistrum, das in Texten ab dem 10. Jahrhundert belegt ist. Die ältesten Abbildungen stammen aus dem 12. Jahrhundert, etwa das Relief an Santiago de Compostela. Weitere Bauformen der Drehleier waren die Kastenleier, auch Sinfonia genannt, die zum Beispiel in den Cantigas des Santa Maria abgebildet ist und die weithin bekannte Hurdy Gurdy, die zu historischen Aufführungen und in der Volksmusik immer wieder gern gespielt wird. Anstelle eines Rades, das die Saiten in Schwingung versetzt, wird bei der Schlüsselfidel der aus Zentralasien stammende (vermutlich um 500 entstanden), mit Pferdehaar bespannte und mit einem Harz (Kolophonium, Rosin) eingeriebene Bogen verwendet.
Die älteste Abbildung einer Schlüsselfidel befindet sich auf einem Steinrelief an der Kirche von Källunge auf Gotland. Es wird auf etwa 1350 datiert. Diverse Kirchenmalereien zeigen Schlüsselfideln, so etwa in Siena (nur 5 Schlüssel/Tasten, 1408) oder die Wand- und Deckenmalereien in der Kirche von Tolfta in Schweden (zweite Hälfte des 15. Jh.). Diese ähneln sehr der Moraharpa von 1526.
Für die Saiten der Moraharpa gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Zu dieser Zeit gab es natürliche Materialien wie Darm oder Pferdehaar. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die wahrscheinlichste Besaitung Pferdehaar war. Andere Saiteninstrumente in Skandinavien wie die Tal-/Tagelharpa, deren finnisches Pendant Jouhikko (in Lettland Jouhikannel genannt) sind historisch korrekt mit schwarzem Pferdehaar (haltbarer als helles) besaitet. Alternativ sind auch Metallsaiten aus Bronze, Messing oder Stahl zu dieser Zeit bekannt. Wie die in Finnland gefundene Esseharpa besitzt auch die Moraharpa keine Resonanzsaiten, die besonders für den sphärischen Klang der modernen Nyckelharpa kennzeichnend sind.
Über die für den Bau verwendete Holzart habe ich in der verfügbaren Literatur nichts gefunden. Meine Vermutung geht aber dahin, dass sowohl für die Decke als auch für den Korpus Fichtenholz verwendet wurde. Einerseits bietet es hervorragende Klangeigenschaften, andererseits ist es in Skandinavien reichlich und in großen Dimensionen vorhanden. Zudem werden in den skandinavischen Ländern und auch im nördlichen Russland auch heute noch die Volksinstrumente wie Jouhikko, Kantele oder Gusli traditionell aus Fichtenholz hergestellt. Die gefundene Moraharpa hat keinen Stimmstock und keinen Bassbalken zur Verstärkung von Höhen und Tiefen. Im Gegensatz zu Drehleiern ist der Tangentenkasten nicht mir einem Deckel versehen.
Die Moraharpa besitzt 13 diatonische Tasten/Schlüssel, um eine Tonleiter abzubilden, davon sind noch 9 Tasten erhalten geblieben. Diatonische Tonleitern sind meistens siebenstufige (heptatonische) Tonleitern, die den Oktavraum in fünf Ganz- und zwei Halbtonschritte aufteilen. Die den auf den Tangenten aufgesetzten, schwer drehbaren (dadurch genau stimmbar) Fähnchen werden die Töne durch Drücken der entsprechenden Taste erzeugt. Weiterentwicklungen besitzen eine chromatische Tastatur. Chromatik bezeichnet in der tonalen Musik die „Umfärbung“ diatonischer Tonstufen durch Erhöhung oder Erniedrigung (Hoch- bzw. Tiefalteration) um einen Halbton. Damit wird auch moderne Musik spielbar.
Weitere Erwähnungen und Abbildungen der Schlüsselfidel stammen zum Beispiel aus Hildesheim, wo am Knochenhaueramtshaus eine Putte die Schlüsselfidel spielt. In der deutschen Literatur werden Schlüsselfideln sowohl bei Sebastian Virdung „Musica getutscht und ausgezogen“ als auch bei Michael Praetorius „Syntagmatis musici tomus secundus“ von 1619 mit „Theatrum instrumentorum“ erwähnt und detailliert dargestellt. Im Salzburger Museum Carolino Augusteum werden zwei Schlüsselfideln aus dem süddeutsch-österreichischen Raum aufbewahrt, die aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Aus diesen Schlüsselfideln entwickelte sich in Schweden im 18. und 19. Jahrhundert die heute bekannte Nyckelharpa. Neben den schwedischen Instrumentenbauern sind in Deutschland besonders Holger Funke und Annette Osann als Nyckelharpa-
Baumeister bekannt.