Ich selbst verwende für eine Moraharpa 5 cm starkes, an der Luft mehrere Jahre getrocknetes Fichtenholz aus dem östlichen Erzgebirge. Einerseits bin ich in der Region groß geworden und habe dort über zwanzig Jahre meines Lebens verbracht – die Heimatverbundenheit ist da, andererseits ist die Obercarsdorfer ELG Holzhandwerk ein sehr zuverlässiger Lieferant hochwertigen Holzes. Auf der Bandsäge wird dann die grobe Form ausgesägt. Das grobe Aushöhlen des Korpus erfolgt mit Hilfe der Bohrmaschine. Feinarbeiten übernehmen Raspel und Feile außen und innen Löffelmesser und Stemmeisen, um die Wandstärke auf etwa fünf bis acht Millimeter möglichst gleichmäßig zu bringen. Danach wird die 3mm starke Decke aus Fichtenholz vorbereitet, die herzförmigen Schalllöcher ausgesägt und der Bassbalken aufgeleimt. Die Decke wird dann mit Fischleim auf den Korpus geklebt und zusätzlich mit 2,5mm dicken Holznägeln fixiert. Ich verwende Fischleim, da er im Gegensatz zu Knochenleim auch bei Zimmertemperatur verarbeitbar ist. Insgesamt ist meine Moraharpa etwa 65 bis 70 cm lang.

Nach etwa zwölf bis achtzehn Stunden Trocknungszeit, die ich zur Produktion der anderen Bauteile nutze, kann ich die halbfertige Moraharpa um Steg (modifizierter Crotta-Steg), Saitenhalter mit Feinstimmern und Wirbel ergänzen. Als Material verwende ich hier vorzugsweise Ahorn oder Buche. Die Wirbel stelle ich selbst her und kaufe sie nicht zu. Sie haben die Standardgröße von Violinwirbeln. Im nächsten Schritt wird der Tangentenkasten aufgesetzt. Bei meinen Instrumenten ist er geschraubt. Als Holz verwende ich für Kasten, Tangenten und Fähnchen ebenfalls Buche oder Ahorn. Die Herstellung der einzelnen Schlüssel/Tasten/Tangenten ist fast reine Handarbeit, da sie an die je nach Mensur und Platzverhältnissen individuell geschnitzt werden müssen.

Nach Zusammenbau und Funktionstest wird alles wieder in seine Einzelteile zerlegt und fein geschliffen. Die farbliche Gestaltung ist sehr unterschiedlich. Ich verwende persönlich am liebsten Milchfarbe (Caseinfarbe), die ich mit Pigmenten nach Bedarf einfärben kann, in mehreren Schichten und als Abschluss kommt Leinöl zum Einsatz. weiterhin stehen verschiedene Beizen und Lacke zur Verfügung. Das Bild auf dieser Seite ganz oben zeigt ein helles gebeiztes und lackiertes Mahagoni, das Bild unter diesem Absatz Milchfarbe mit ziegelrotem Pigment, gemischt mit Karmin. Mein Freund Tino bemalt die Instrumente auch nach Wunsch mit Motiven, etwa einem Wappen.

Für den Bogen verwende ich frisch geschnittene Fliedersprosse, die ich über einem Former trocknen lasse. Diese werden dann mit hellem mongolischen Pferdehaar bestückt, das das Kolophonium sehr gut annimmt. Alternativ benutze ich 10 x 6 mm Ahornleisten. Diese werden unter Hitzeeinwirkung in einen Former gespannt, erkalten dann und behalten diese Form. So ein Bogen aus Ahornleiste wiegt im Durchschnitt 25-30 Gramm. Für die Bordunsaiten benutze ich üblicherweise Schusterschnur. Das ist Nylongarn, das ähnlich wie Bast teilbar ist. Dieses wird weitestgehend entwachst und doppelt verzwirnt. Der Klang ist sehr ähnlich weich und warm wie Pferdehaar, allerdings hat Schusterschnur nicht die Nachteile, bei Temperatur- und Luftfeuchteänderungen sich zu verstimmen. Für die Melodiesaite benutze ich die A-Stahlsaite einer Violine.

Und so klingt es dann: